Geschichte

MIT VOLLER FAHRT VORAUSMIT EINEM NEUEN WEBAUFTRITT!Infos
Theater HORA ist heute ein Betrieb mit 33 festen Mitarbeiter*innen in Voll- und Teilzeit. Der Betrieb vereint künstlerisches Schaffen und Inklusion und beschäftigt 22 Menschen mit IV-Berechtigung sowie 11 Mitarbeitende ohne. Alle zusammen arbeiten sie in den voneinander unabhängig funktionierenden Abteilungen Produktion/Ensemble, HORA’BAND und dem Betriebsbüro. Hinzu kommen je nach Projekt oder Produktion eine Reihe von externen Mitarbeitenden, die auf Honorarbasis für einzelne künstlerischen Belange des Betriebs engagiert werden. Das Schauspielensemble zählt aktuell 18 feste Vollzeit-Stellen, die HORA’BAND exklusiv Bandleader 5 Teilzeit-Stellen. Die übrigen festen HORA-Mitarbeiter*innen sind zuständig für die Gesamtleitung, die künstlerische Leitung, die theaterpädagogisch-agogisch Begleitung des Ensembles, die Produktionsleitung, die Leitung der HORA'BAND und die Administration.   LABOR FÜR VERSCHIEDENE THEATER-DISZIPLINEN Ab der Saision 2020/21 wird Theater HORA in ein neues Betriebsmodell wechseln. Neu wird der Grundbetrieb des Ensembles, das sogenannte «Labor», vom Bereich Produktion abgekoppelt sein. Die Abteilung Labor wird ein ganzjähriges, abwechslungsreiches Trainingsprogramm in verschiedenen Theater-Diszplinen bieten. Für das Training werden u.a. Gastkünstler*innen aus der lokalen und internationalen Kunst- und Theaterszene eingeladen. Die Vision ist es, die Ensemble-Mitglieder in ihrer künstlerischen Ermächtigung und Eigenständigkeit zu stärken und sie kontinuierlich in unterschiedlichen Kunst- und Performancerichtungen, aber auch in der Organisation und Verantwortlichkeit weiterzubilden. Geleitet wird die Abteilung Labor von Amadea Schütz und Ivna Žic. Die Abteilung Produktion wird weiterhin mit dem Produzieren neuer Stücke, der Durchführung von Gastspielen im In- und Ausland sowie der lokalen, nationalen und internationalen Netzwerkarbeit betreut sein. Die neue Künstlerische Leitung ab Saison 2020/21 übernehmen Yanna Rüger und Stephan Stock.   NEUER VISUELLER AUFTRITT Die interne Umstrukturierung des Betriebes der letzten Jahre manifestiert sich auch äusserlich: So hat sich Theater HORA ein neues Kleid gegönnt — und zwar in Form eines neuen Logos und Webauftrittes.  
BEWEGTE ZEITENTRANSFORMATION UND GENERATIONENWECHSELInfos
Für die Jahre 2016 bis 2019 wurde Theater HORA erstmalig ins Kulturleitbild der Stadt Zürich aufgenommen. Seit 2017 erhält HORA von der Stadt Zürich einen jährlichen Betriebsbeitrag in der Höhe von 220.000 CHF, der bis Ende 2020 läuft und danach erneuert werden muss. Dieser Betriebsbeitrag ist die erste regelmässige öffentliche Förderung, die HORA als Kultur- und nicht als Werkstattbetrieb erhält. Insofern bedeutet sie ein Meilenstein. Zugleich ist es für Theater HORA nun aber nicht mehr möglich, bei der Kulturförderung der Stadt Zürich wie bisher Gelder für konkrete einzelne Kunstprojekte (sogenannte «Produktionsbeiträge») zu beantragen.   Transformation und Generationenwechsel Ende 2017 verliess, nach 17 aufregenden HORA-Jahren, Gesamtleiter Giancarlo Marinucci das Theater. Zur selben Zeit verkündete auch HORA-Gründer Michael Elber seinen baldigen Rückzug aus dem Theater. Seine Kollegin Nele Jahnke wurde zunächst Co-Leiterin. Seit Michael Elbers Verabschiedung im Sommer 2019 war Nele Jahnke alleinige künstlerischen Leiterin des Ensembles bis Sommer 2020. Ab Herbst 2020 wechselte Jahnke an die Münchner Kammerspiele, um dort die Sichtbarkeit von beeinträchtigten Schauspieler*innen zu fördern. Daneben bleibt sie als Dozentin und Gast-Regisseurin weiterhin ein Teil von Theater HORA. Auch Ausbildungsleiter Urs Beeler verliess im Sommer 2018 das Theater, denn seit Ende 2017 zeichnete sich ab, dass der 2009 etablierte Schauspiel-Ausbildungslehrgang für Menschen mit Beeinträchtigung aus betrieblichen und strukturellen Gründen leider nicht weitergeführt werden kann, weil er das Ensemble und den Betrieb an die Grenzen der Kapazität brachte.   Gut aufgestellt in die neue Dekade Seit Anfang 2018 liegt die Gesamtleitung bei Curdin Casutt, der die Geschäfte zunächst interimistisch von Giancarlo Marinucci übernommen hatte. Unter seiner Leitung wurde eine längst geplante, aber aus Ressourcengründen nie realisierte Reorganisation durchgeführt. Das ab Saison 2020/21 startende neue Betriebsmodell inklusive neuem Leitungsteam ist das Ergebnis dieser Organisationsentwicklung und wird Theater HORA eine stabile betriebliche Grundlage für eine weiterhin erfolgreiche Zukunft bieten. Gleichzeitig wird HORA mit Yanna Rüger und Stephan Stock eine neue künstlerische Leitung begrüssen können, die für die Produktionen des Ensembles und die Auswahl der dafür zuständigen künstlerischen Partner*innen verantwortlich ist, während der Werkstatt-Grundbetrieb für die Ensemblemitglieder fortan in Form eines künstlerischen «Labors» unter der Leitung von Amadea Schütz und Ivna Žic gestaltet wird.    Das künstlerische Programm — experimentell und grosse Bandbreite Ungeachtet der bewegten Zeiten konnte HORA das künstlerische Programm mit Mut und Lust weiterführen. 2017 war geprägt von der Kollaboration mit Milo Rau und dem Schauspielhaus Zürich für die Neuproduktion DIE 120 VON SODOM, die in der Tradition der Zusammenarbeit mit prominenten externen Gastkünstler*innen steht, wie sie HORA bereits mit Jérôme Bel und DISABLED THEATRE eingegangen ist. Die Produktion sorgte in der ganzen Schweiz, aber auch im übrigen deutschen Sprachraum für grosse mediale Aufmerksamkeit und wurde bereits vor der Premiere kontrovers diskutiert. Als zweite Produktion entstand für das Fabriktheater das Stück GOTT als In-House-Produktion bzw. vierte Phase des Pionier- und Langzeitprojekts FREIE REPUBLIK HORA. Trotz oder gerade wegen seines hoch experimentellen Charakters stiess GOTT sowohl bei der Presse, als auch beim Publikum auf äusserst positive Resonanz (NZZ: «Mehr Autonomie war nie!»). 2018 wurden die Jubiläumsproduktion BOB DYLANS 115ER TRAUM (Regie Michael Elber) anlässlich des 25-jährigen Bestehens von HORA am Schauspielhaus realisiert, gefolgt von den Produktionen EGOTOPIA (Regie Nele Jahnke) und den FREIE-REPUBLIK-HORA-Stücken KONTAKTKILLER und KATASTROPHENFILM der beeinträchtigten HORA-Ensemble-Mitglieder Remo Beuggert und Noha Badir (FREIE REPUBLIK HORA Phase 5). Hinzu kamen die Wiederaufnahme von DIE 120 TAGE VON SODOM am Schauspielhaus Zürich und zahlreiche Gastspiele im In- und Ausland. Bis Ende 2018 verzeichnete HORA insgesamt 55 Vorstellungen.   Musiktheater mal anders 2019 wagte sich HORA mit TRISTAN UND ISOLDE ODER LUFT, LUFT! MIR ERSTICKT DAS HERZ (Regie Julia Lwowski mit dem Musiktheaterkollektiv Hauen & Stechen) zum ersten Mal auf das Feld der Oper vor. Dieses wuchtige Stück Alternatives Musiktheater auf der Basis von Wagners TRISTAN wurde zuerst an den Sophiensälen in Berlin und dann am Fabriktheater in Zürich aufgeführt und sorgte für ausverkaufte Berliner Vorstellungen. Der zweite Schwerpunkt lag bei der letzten und sechsten Phase des Pionier- und Langzeitprojekts FREIE REPUBLIK HORA mit dem Titel ENDSTATION ZUKUNFT. Dabei entstanden zwei neue Regiearbeiten der HORA-Ensemble-Mitglieder Gianni Blumer und Matthias Grandjean plus eine grosse, achttägige Retrospektive mit paradigmatischen Stücken aus jeder Phase des Projekts. Begleitend zur Retrospektive erschien eine Sonderausgabe des HORA-Magazins, die alle Phasen und Erfahrungen nochmals zusammenfasste und in Forschungskreisen und in der deutschsprachigen inklusiven Theaterszene viel Anerkennung hervorrief. Nebst den Gastspielen von DIE 120 TAGE VON SODOM in Porto, Barcelona und Amsterdam gab HORA auch 2019 zahlreiche Gastspiele anderer Stücke im In- und Ausland, darunter auch RANDEN SAFT HORROR der beeinträchtigten HORA-Schauspielerin Tiziana Pagliaro am NO LIMITS DISABILITY & PERFORMING ARTS FESTIVAL in Berlin. Bis Ende 2019 konnte Theater HORA erneut 57 Vorstellungen vorweisen. Hinzu kamen Workshops von und mit HORA-Ensemble-Mitgliedern am Festival IntegrART, der ZHdK und dem International Art Festival in Macao. Für das Jahr 2020 sind die Produktionen MEDEA, DIE (Regie Phil Hayes, Katharina Cromme, Leonie Graf) am Fabriktheater sowie WARTEN AUF GODOT (Regie Nele Jahnke, Julia Reichert, Manuel Gerst) in Kooperation mit dem Theater Neumarkt in Vorbereitung.  
DISABLED THEATRE UND DIE FOLGEN IIGEBURT DER FREIEN REPUBLIK HORAInfos
Im Juni 2014 erschien, herausgegeben von Marcel Bugiel und Michael Elber, im Verlag Theater der Zeit ein 672 Seiten starkes Buch zu den ersten zwanzig Jahren von Theater HORA: «Theater HORA — Der einzige Unterschied zwischen uns und Salvador Dalí ist, dass wir nicht Dalí sind». Spätestens Anfang 2014 mit der Zusammenarbeit mit dem Berliner Puppentheater-Kollektiv Das Helmi für die Produktion MARS ATTACKS! hatte Theater HORA besagten Paradigmenwechsel vollzogen. Zwischen drei verschiedenen Arten von Produktionen wurde seitdem unterschieden: 1. Zusammenarbeiten mit Vertretern der nationalen und internationalen Tanz-, Theater- und Performance-Szene, 2. so genannte «In-House-Projekte» unter der künstlerischen Leitung von Michael Elber und/oder Nele Jahnke und 3. so genannte Ausbildungs-Produktionen mit den Schauspiel-Lernenden unter der (Co-)Regie von Ausbildungsleiter Urs Beeler.   AUF IN DIE ROTE FABRIK Nach einer provisorischen Unterbringung im so genannten Billard-Saal in unmittelbarer Nähe des HORA-Büros zog das Ensemble Anfang 2015 in den Backstein in der Roten Fabrik. Damit wurde auch räumlich eine unmittelbarere Anbindung an die reguläre freie Theaterszene Zürichs vollzogen. Nach MARS ATTACKS! mit Das Helmi fanden weitere «grosse» Zusammenarbeiten statt: mit Monster Truck/Schauspielhaus Zürich (GOAL MANIA, 2014), kraut_produktion (HUMAN RESOURCES, 2015), Milo Rau/IIPM und Schauspielhaus Zürich (DIE 120 TAGE VON SODOM, 2017). Mit Das Helmi wurden daneben 2015 noch in jeweils kürzester Produktionszeit eine Reihe kleinerer Stücke erarbeitet (u.a. AMERICAN BEAUTY, HUNGER GAMES, TITANIC, JURASSIC PARC, EIN BETT MIT TAUSEND KERZEN, DER BESUCH DER VERKNALLTEN DAME). Als «In-House-Produktionen» entstanden u.a. DAS IST TANZ (2015, K: Marcel Bugiel) und NORMALITÄT. EIN MUSICAL (2015, R: Nele Jahnke). Im November 2015 versammelte das Berliner No-Limits-Festival die Arbeiten von HORA ab 2014 in einer «Werkschau Theater HORA nach J. Bel».   DIE GEBURT DER FREIEN REPUBLIK HORA Vor allem aber stand das Langzeitprojekt FREIE REPUBLIK HORA (2013—2019, Grundkonzept: Michael Elber und Marcel Bugiel, künstlerische Projektleitung: Michael Elber und Nele Jahnke) im Zentrum der Arbeit des Ensembles, ein Labor zur Förderung kognitiv beeinträchtigter Regisseur*innen, Choreograf*innen und Performancekünstler*innen. Auch die HORA-Ausbildung und die HORA’BAND arbeiteten ab 2014 wiederholt mit externen KünstlerInnen und Gruppen zusammen, so die HORA’BAND mit der Cie Drift für das Tanzstück BAD ADVICE (2015) und die HORA-Ausbildung unter anderem mit dem Musiktheaterkollektiv Wer ist Hilda? (DER SCHÖNSTE TAG, 2016), dem Casinotheater Winterthur (ZIEMLICH BESTE FREUNDE, 2016) und dem Musiktheater-Ensemble ox&öl (LONELYHEARTSRADIO, 2017).   HORA GEWINNT PREIS ÜBER PREIS … Im Oktober 2015 erhielt Theater HORA den mit 100'000 CHF dotierten «Anerkennungspreis» der Paul Schiller Stiftung, im Mai 2016 mit dem ebenfalls mit 100'000 CHF dotierten «Schweizer Grand Prix Theater/Hans-Reinhart-Ring» 2016 den wichtigsten Schweizer Theaterpreis überhaupt.   … UND STEHT PLÖTZLICH IM ZENTRUM INTERDISZIPLINÄRER FORSCHUNG Auch das Interesse der Wissenschaft an Theater HORA war gross. Neben zahlreichen Bachelor- und Masterarbeiten gaben im April 2015 Benjamin Wihstutz und Sandra Umathum einen englischsprachigen Sammelband zu DISABLED THEATER heraus, erschienen bei diaphanes. Die dritte Phase des Langzeitprojekts FREIE REPUBLIK HORA wurde wissenschaftliche begleitet vom interdisziplinären Forschungsprojekt «DisAbility on Stage» am Institute for the Performing Arts and Film (IPF) der Zürcher Hochschule der Künste. Anfang 2017 wurde in der Reihe «MIMOS. Schweizer Theater-Jahrbuch» eine viersprachige Publikation der SGTK zu Theater HORA veröffentlicht. Die Dissertationsschrift der Schweizer Theaterwissenschaftlerin Yvonne Schmidt beschäftigt sich ebenfalls schwerpunktmässig mit dem Zürcher Theater («Ausweitung der Spielzone: Experten – Amateure – behinderte Darsteller im Gegenwartstheater», (Materialien des ITW Bern), Chronos-Verlag). Für die Jahre 2016–2019 wurde Theater HORA erstmalig ins Kulturleitbild der Stadt Zürich aufgenommen und wird von dieser ab 2017 jährlich fest mit 150'000 CHF gefördert. Die Subvention ist die erste regelmässige Förderung, die HORA als Kulturbetrieb, und nicht für die Betreuung von Menschen mit einer Behinderung erhält. Insofern ist sie ein Meilenstein für das Theater. Gleichzeitig ist HORA mit dieser regelmässigen Förderung aber von der Möglichkeit ausgeschlossen, bei der Kulturförderung der Stadt wie bisher Gelder für konkrete einzelne Kunstprojekte (so genannte «Produktionsbeiträge») zu beantragen. Das Bild von HORA prägende Ensemblemitglieder waren neben der Alfred-Kerr-Preis-Trägerin Julia Häusermann unter anderem Gianni Blumer, Matthias Grandjean (seit dem Weggang von Lorraine Meier und Peter Keller der dienstälteste Schauspieler des Ensembles) und Fabienne Villiger.  
DISABLED THEATRE UND DIE FOLGEN IERFOLG — NATIONAL UND INTERNATIONALInfos
Während die Publikums- und Presse-Resonanz auf OKKUPATION! tendenziell zurückhaltend blieb, entpuppte sich das Festival, und vor allem die Festivalausgabe 2011, auf einer anderen Ebene als durchschlagender Erfolg: als Schnittstelle zwischen der regulären und der «integrativen» Theaterszene, als Netzwerk und als Möglichkeit, nachhaltige Kontakte zu auch über das Festival hinausgehenden Partnern zu knüpfen, wie z.B. zum Schauspielhaus und zur Roten Fabrik.   ÜBERWÄLTIGENDER ERFOLG MIT JÉRÔME BEL  Nicht zuletzt kam über OKKUPATION! eine Zusammenarbeit zustande, die das Standing von HORA in der nationalen und internationalen Kulturszene verändern sollte wie keine Arbeit zuvor: das Konzept-Theaterstück DISABLED THEATER unter der Leitung des französischen Choreografen Jérôme Bel. Dessen überwältigender Erfolg führte letztlich dazu, dass es HORA heute nicht mehr nötig hat, Spielstätten zu «okkupieren», da ihm diese auch so offen stehen. Auch aus diesem Grund wurde das Festival OKKUPATION! nach der Ausgabe 2013 eingestellt. Dank der Verbindungen von Jérôme Bel fand die Premiere von DISABLED THEATER im Mai 2012 am Brüsseler kunstenfestivaldesarts statt und wurde koproduziert von der Kassler documenta, der Essener Ruhrtriennale, dem Festival d’Avignon, dem Festival d’Automne à Paris und dem Berliner HAU Hebbel am Ufer. Es folgten Einladungen an viele der renommiertesten Spielstätten weltweit, sodass die Produktion bis Ende 2017 weit über 150 Mal weltweit gezeigt wurde — und zwar zumeist im Rahmen regulärer und nicht mehr «integrativer» Theaterveranstaltungen. DISABLED THEATER gewann im September 2012 an der Ruhrtriennale in zwei Kategorien den «Children’s Choice Award». Im Dezember desselben Jahres erhielt das Ensemble für seine Leistung in diesem Projekt von der Theaterkommission der Stadt Zürich eine «Anerkennungsgabe» von 10.000 CHF. 2013 schliesslich wurde die Produktion als eine der zehn bemerkenswertesten Theaterarbeiten, die in den letzten zwölf Monaten im deutschsprachigen Raum entstanden waren, zum Berliner Theatertreffen eingeladen — als erste Arbeit einer «integrativen» Theaterguppe überhaupt. Dort erhielt die HORA-Schauspielerin Julia Häusermann für ihre Rolle in dem Stück den mit 5000 Euro dotierten «Alfred-Kerr-Darstellerpreis für die herausragende Leistung eines jungen Schauspielers». Dass die Produktion spätestens ab der Einladung zum Theatertreffen zunehmend auch kontrovers diskutiert und vor allem von Behindertenaktivisten tendenziell kritisch gesehen wird, erhöhte ihre Bekanntheit nur noch.   ERSTMALS WERDEN RELEVANTE EINNAHMEN VERBUCHT Der Erfolg von DISABLED THEATER veränderte HORA. Erstmalig in seiner Geschichte konnte das Theater relevante Gastspiel-Einnahmen verbuchen. Medienberichte häuften sich. Der Arbeitsbetrieb des Ensembles wurde auf 5 Arbeitstage/Woche umgestellt. Dessen Proben mussten sich fortan um die Gastspiele herum organisieren. Michael Elber bekam eine feste künstlerische Mitarbeiterin und Assistentin: die ZHdK-Regie-Absolventin Nele Jahnke. Zur organisatorischen Bewältigung der Gastspiele wurde mit Ketty Ghnassia erstmalig auch eine Produktionsleitung angestellt.   HORA FÜRS HOCHKULTUR-PUBLIKUM, WIRKLICH WAHR?! Die öffentliche Anerkennung des bisherigen HORA-Projekts jedoch, wie es massgeblich durch dessen künstlerischen Leiter Michael Elber geprägt war, machte der Erfolg von DISABLED THEATER zunächst nicht leichter. Im Gegenteil: Die Presseresonanz auf die nachfolgenden In-House-Produktionen war verhalten bis negativ, die Finanzierung einer neuen Arbeit unter der künstlerischen Leitung von Elber lehnt die Kulturförderung der Stadt Zürich ab. Hatte HORA bislang versucht, für eine gleichberechtigte Vielfalt unterschiedlichster ästhetischer Ansätze zu stehen, sah es sich auf einmal dem Druck ausgesetzt zu entscheiden: Theater für Eltern und Sozialpädagog*innen oder Theater für ein Hochkultur-Publikum? Repräsentationstheater oder Ästhetik des Performativen? Regionalliga oder Champions League? Ensemblemitglieder als Schauspieler*innen oder als Expert*innen ihrer eigenen Beeinträchtigung? Das Theater als Darsteller*innenpool für Regie-Stars oder sich selbst genügendes Behindertentheater-Ensemble? Ein Paradigmenwechsel schien angesagt. In der Produktion PAGANINI & ICH hatte Ausbildungsleiter Urs Beeler in der zweiten Jahreshälfte 2012 erstmalig die Regie für eine Produktion mit dem gesamten Ensemble übernommen. Es kam, vor allem in Bezug auf die älteren, «unausgebildeten» Ensemblemitglieder, zu Grundsatzdebatten hinsichtlich der zukünftigen Ausrichtung der HORA-Ästhetik. In deren Folge wurde die definitive Entkoppelung des Schauspiel-Ensembles von der Abteilung Ausbildung beschlossen, die seitdem den Casino-Saal Aussersihl für sich alleine nutzt. Nichtsdestotrotz verliessen Ende 2013 u.a. die beiden dienstältesten Schauspieler*innen, die HORA-Legenden Lorraine Meier und Peter Keller, das Ensemble.   SPANNUNG NACH GROSSERFOLGEN In vielerlei Hinsicht wurde die Zeit nach DISABLED THEATER zur markanten Umbruchphase. «[...] Theater HORA [...] steht derzeit im Spannungsfeld, den Grosserfolg zu geniessen, aber nicht abzuheben auf der einen, auf der anderen indes müssen sie für die Berufsausbildung Nachwuchs heranziehen und den relativ wenig aufsehenerregenden Courant normal bewältigen. Und schon in diesem Alltag sind die offenen Fragen in der Überzahl.» (Thierry Frochaux am 31. Mai 2013 in P.S.)  
DIE «KLASSISCHE» PHASE IIDISABLED THEATER: NORMALITÄT!Infos
©Ende 2007 zog sich Michael Elber zu einem halbjährigen Time-Out aus allen Aktivitäten für das Theater zurück. Die HORA-Gesamtleitung übergab er in diesem Zusammenhang definitiv an Giancarlo Marinucci. Er selbst blieb künstlerischer Leiter des Schauspielensembles (zwischenzeitlich zusammen mit Jacqueline Moro). In seinen eigenen Arbeiten suchte Elber selbst seit DIE LUST AM SCHEITERN nach Wegen, die bei dieser Nullimprovisation entdeckten freieren Spielprinzipien auf andere Theaterformen übertragen zu können. Aus dieser Suche erwuchs das, was spätestens jetzt, auch im Vergleich zu anderen «integrativen» Theaterensembles, als «klassische» HORA-Ästhetik wahrgenommen wurde: Eine lustvolle Hinterfragung von Normvorstellungen, eine, durchaus auch kontrovers wahrgenommene, Feier des Imperfekten, Unkonventionellen, Unvorhersehbaren und Fehlerhaften, die sich auch in — nicht selten ironisch gemeinten — Stücktiteln wie NACH ALLEN REGELN DER KUNST, DER FEHLER IST DAS SALZ DES LEBENS oder I CAN’T DANCE widerspiegelte  — und die letztlich mit Titeln wie DISABLED THEATER, HUMAN RESOURCES, NORMALITÄT. EIN MUSICAL oder ENDSTATION ZUKUNFT bis zum Ende der «Ära Elber» im Sommer 2019 fortgeführt wurde.    AUSPROBIEREN, AUSPROBIEREN, AUSPROBIEREN Formenvielfalt war bei HORA auch im «klassischen» Jahrzehnt Programm, und so wurden weiter die unterschiedlichsten Theaterformen ausprobiert. Es gab Eigenkreationen nach Filmklassikern (IL SOGNO DELLA VITA, 2004), Ausflüge ins Open-Air- und Maskentheater (u.a. DER EINZIGE UNTERSCHIED ZWISCHEN UNS UND SALVADOR DALÍ IST, DASS WIR NICHT DALÍ SIND, 2005), ein Schulzimmerstück (DER GASTSCHÜLER, 2007), Klassikeradaptionen (FAUST 1&2, 2008 und 2011), ein Hörspiel (HÖHRA — ANDROMEDA TAPES, 2009) usw.. In regelmässigen Abständen fanden (oftmals arbeitsaufwändige und nervenaufreibende) Zusammenarbeiten mit anderen Künstler*Innen und Ensembles statt, so 2005 bei AMANZI! GROSSE TIERE UND KLEINE TIERE mit körperbehinderten Musiker*innen aus Simbabwe (Regie: Fortune Ruzungunde), 2008 bei DAS LÄCHELN AUS VERSEHEN mit Kroog, einer «integrativen» Gruppe aus Russland (Projektleitung: Michael Elber, künstlerische Leitung Kroog: Andrej Afonin), 2009 bei QUASIMODO GENITI mit dem Jugendchor VoiceSteps (Regie: Jacqueline Moro), 2010 bei MENSCHEN!FORMEN! mit nichtbehinderten deutschen SchaupielerInnen im Rahmen des Kölner Sommerblut-Festivals (Regie: Michael Elber) und 2011 bei DAS SCHIFF DER TRÄUME auf einem Zürichsee-Ausflugsschiff mit dem Musiker Nils Frahm und mehr als 40 internationalen GastperformerInnen oder bei THE DEMOCRATIC SET mit dem australischen Back to Back Theatre (Regie: Marcia Ferguson nach einem Konzept von Bruce Gladwin). Hinzu kamen eine Vielzahl an eher  «kleinen», unaufwändigeren Produktionen mit jeweils nur wenigen Aufführungsterminen.   GEWINNEN, GEWINNEN, GEWINNEN Im April 2008 wurde der HORA-Schauspieler Marcel Trinkler für seine schauspielerische Leistung in DIE LUST AM SCHEITERN im Thalia in der Gaussstrasse in Hamburg mit dem GoldenHans-Theaterpreis für behinderte Darstellerinnen und Darsteller ausgezeichnet. Neben ihm waren prägende Ensemblemitglieder von Theater HORAs «klassischer» Phase u.a. Peter Keller, Lorraine Meyer, Gérard Naphtaly, Regina Sauter, Frankie Thomas und Helen Züger. 2009 verliess mit der Schauspielerin Madeleine Oertle die neben Michael Elber einzige Person das Theater, die seit der Gründung mit dabei war.   DIE HORA’BAND WIRD GEGRÜNDET Seit 1997 hatte es diverse Vorformen und Versuche gegeben, für die HORA-Schauspielerinnen Sandra Grande und Denise Wick-Ross eine Band zu gründen. 2005 schliesslich fand dieses Projekt als HORA’BAND unter der Leitung von Roli Strobel seine definitive Form und wurde die zweite, vom Schauspiel-Ensemble unabhängige Abteilung von Theater HORA. Bis 2010 veröffentlichte die HORA’BAND zwei CDs: SO SCHÖN WIE NIE (2008) und RAUMSCHIFF HORA (2010).   DIE SCHAUSPIEL-BERUFSAUSBILDUNG  WIRD GEGRÜNDET 2009 entstand mit der Schauspiel-Berufsausbildung für Menschen mit Beeinträchtigungen unter der Leitung von Urs Beeler eine dritte Abteilung bei Theater HORA. Auf Marinuccis Initiative betätigte sich HORA ab 2007 auch wieder als Veranstalter eines internationalen Theaterfestivals, das jetzt biennal unter dem Label OKKUPATION! veranstaltet wurde und in dessen Rahmen Bühnen der Zürcher Hochkultur (Schauspielhaus, Gessnerallee, Tanzhaus, Rote Fabrik u.a.) mit vermeintlicher Aussenseiterkunst «okkupiert» wurden. Als künstlerischer Leiter wurde Andreas Meder engagiert, Leiter u.a. der «integrativen» Theaterfestivals Grenzenlos Kultur (Mainz, D) und No Limits (Berlin, D).  
DIE «KLASSISCHE» PHASE ITheaterarbeit mit festem MonatsgehaltInfos
2002 erfüllte sich ein Ziel, für das Michael Elber im Grunde seit der Gründung des Theaters gekämpft hatte: HORA wurde als Theaterwerkstatt Teil der Stiftung Züriwerk. Sämtliche HORA-Mitarbeiter*innen — künstlerische und administrative Leitung genauso wie die Ensemblemitglieder — bekamen nun für ihre Theaterarbeit ein festes Monatsgehalt, Proben wurden Schauspieler*innen und Team gleichermassen als Arbeitszeit anerkannt und mussten nicht mehr nach Dienstschluss stattfinden. Die Rolle des Vereins reduzierte sich fortan auf die eines Fördervereins, der gezielt nur mehr einzelne Projekte bezuschusste. Finanzierung und Arbeitszeiten von HORA bei Züriwerk massen sich jetzt allerdings an der Realität von Behindertenwerkstätten und nicht an der eines Theaterbetriebs, der als solcher finanziell weiterhin nur sehr bedingt gedeckt war.   NEUE PRODUKTIONS- UND SPIELSTÄTTE Die Suche nach zusätzlichen Förderungen und der Kampf um Anerkennung durch den regulären Kulturbetrieb kostete weiterhin viel Energie, genauso wie der um Verständnis für die Sonderposition des Theaters zwischen Werkstatt und «ganz normalem» freien Theater bei den Behinderteninstitutionen. Mit dem Casino-Saal Aussersihl erhielt das Theater ab Sommer 2003 endlich eine neue Produktions- und Spielstätte.   GASTINSZENIERUNGEN BELEBEN DAS HORA Von Ende 2002 bis einschliesslich 2011 realisierte HORA insgesamt 37 weitere Projekte, von denen «nur» noch 16 unter der künstlerischen Leitung oder Co-Leitung von Michael Elber entstanden. Neben ihm inszenierten, choreografierten und konzipierten u.a. Urs Beeler, Tina Beyeler, Beat Fäh, Christine Faissler, Lisa Halbmann, Kathrin Iseli, Walter Koch, Jacqueline Moro, Fortune Ruzungunde, Caroline Ströhlin, Nicole Tondeur und Fiona Zolg.   UNTERWEGS IM AUSLAND Regelmässig wurde das Theater — insbesondere seine Produktion DIE LUST AM SCHEITERN — in diesem Jahrzehnt nicht nur schweizweit zu Gastspielen, sondern auch ins Ausland — nach Deutschland, Frankreich, Österreich, Russland — und vor allem zu «integrativen» Theaterfestivals eingeladen.  
DIE PIONIERPHASE IIHORA SETZT SICH DURCHInfos
1995 produzierte das Theater zum ersten Mal ein Stück ohne Bindung an ein bestimmtes Behindertenwohnheim: die Produktion AN-SEHEN ODER GESEHSCH MI? (1995) frei nach Chaplins «City Lights», die, wie bereits die erste Produktion, im Zürcher Theatersaal Rigiblick Premiere feierte. Es war auch die erste HORA-Produktion, die auf Tournee ging — unterstützt durch die Junge Wirtschaftskammer ging es, neben regelmässigen Aufführungen im Rigiblick-Theater, ein Jahr lang durch insgesamt 12 verschiedene Gemeinden des Kantons Zürich. AN-SEHEN ODER GESEHSCH MI? wurde später auch zum Ausgangspunkt des Dokumentarfilms «Aber auch ich» von Urs Wäckerli, der im Sommer 1999 Premiere an den Filmfestspielen in Locarno feierte. Ebenfalls 1995 bezog HORA, trotz nicht unbeträchtlichen finanziellen Risikos, seine ersten eigenen Proberäume — zunächst 300 Quadratmeter im Depot Hardturm, dann ab Anfang 1997 an der Hohlstrasse 201.   ENDLICH ALS KULTURINSTITUTION WAHRGENOMMEN Eine Städtische Kulturförderung erhielt HORA zum ersten Mal 1997 für die Produktion LENNIE UND GEORGE (1997) nach John Steinbecks Erzählung «Of mice and men» [Von Mäusen und Menschen] — nicht zuletzt wohl, weil das Theater hier auch einen nicht-beeinträchtigten Profi-Schauspieler inkludierte, und für die Arbeit mit ihm eine Co-Regisseurin aus der regulären freien Theaterszene hinzuzog. 1998, mit der Modenschau DREHUM — LA MODE FOLIE gab Michael Elber erstmalig die künstlerische Leitung eines HORA-Projekts komplett aus der Hand. Seitdem wechselten sich bei HORA Stücke ab, die Elber alleine als Regisseur verantwortete, solche, für die er sich eine Co-Regie hinzuzog und solche, die er Gastregisseur*innen oder -Choreograf*innen überliess. Prägende Ensemblemitglieder des ersten HORA-Jahrzehnts waren u.a. Silvia Casiraghi, Res Grande, Nils Huber, Rolf Imper, Peter Keller, Gérard Naphtaly, Heidi Pfund, Peter Rütimann und Andrea Wittwer.   MEDIALES INTERESSE WIRD IMMER GRÖSSER Das mediale Interesse an HORA und die Publikumsnachfrage waren gerade im ersten Jahrzehnt gross. 1998 erhielt das Theater den Kultur- und Sozialpreis der ZFV Unternehmungen. 2000 wurde mit LENNIE UND GEORGE erstmalig eine HORA-Produktion ins Ausland eingeladen. 2002 widmete die Quer-Werbefabrik mit «Ich will Millonrein werden. 10 fantastische Jahre Theater HORA» dem Theater ein erstes eigenes Buch. Die ökonomische Existenz des Theaters jedoch blieb in dieser ersten Phase prekär. Mehrfach war es vom Konkurs bedroht, der mitunter nur durch Rettungsaktionen in letzter Sekunde abgewendet werden konnte. Ein Grossteil der Arbeit fand in unbezahlten Überstunden oder ehrenamtlich statt. Die früh schon geplante und von verschiedenen Seiten unterstützte Gründung einer staatlich anerkannten Kulturwerkstatt für Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung realisierte sich lange Zeit nicht.   VIEL ARBEIT LASTET AUF DEN SCHULTERN DES VEREINS Die emotionale Anspannung unter den nicht-beeinträchtigten Mitarbeiter*innen des Vereins war hoch. Arbeit und Privates waren auf vielerlei Ebenen kaum voneinander getrennt. Regelmässig kam es zu Eklats, Zusammenbrüchen und türenknallenden Ausstiegen. 1995 musste Michael Elber vorübergehend auch das Präsidium übernehmen, erst 1997 gelang es ihm, mit seinem Bruder Daniel Elber einen neuen Präsidenten zu gewinnen. Erst Ende 1999 begann sich die Gesamtsituation allmählich zu beruhigen. Mit Giancarlo Marinucci erhielt HORA Anfang 2000 erstmalig einen Geschäftsleiter, vorerst in einer 30-Prozent-Anstellung.  
DIE PIONIERPHASE IGegen alle WiderständeInfos
Inspiriert von einem Gastspiel des «integrativen» Theater Thikwa aus Berlin im Zürcher Theaterhaus Gessnerallee gründete der Regisseur und Theaterpädagoge Michael Elber zusammen mit der Agogin Gerda Fochs 1993 Theater HORA als Verein mit dem Ziel, «talentierten «geistig behinderten» Schauspieler*innen ein professionelles Theaterumfeld zu bieten». Damit gehörte HORA zu einer der letzten Gründungen der Pioniergeneration des so genannten «integrativen Theaters», das Theater mit kognitiv beeinträchtigten Menschen nicht mehr vorrangig aus therapeutischen oder behindertenpolitischen, sondern in erster Linie aus künstlerischen Gründen und als Beitrag zum regulären Kulturangebot machen wollte. Der Name HORA ist einer Figur aus der ersten Produktion des Theaters entliehen — ABER ZEIT IST LEBEN. UND DAS LEBEN WOHNT IM HERZEN (1993), eine Adaption von Michael Endes Kinderroman «Momo». Meister HORA ist dort derjenige, der den Menschen die Zeit gibt.   JEDES NEUE PROJEKT EIN MEILENSTEIN Formal betrachtet war im ersten Jahrzehnt der Existenz von Theater HORA fast jedes neue Projekt ein Meilenstein, mit der der künstlerische Leiter Michael Elber weitere Möglichkeiten in der Theaterarbeit mit intellektuell beeinträchtigten  Schauspieler*innen für sich erschloss und experimentierte. Gleichzeitig probierte er immer neue Formate für diese Sonderform von Theater aus, von der performativen Theater-Installation (ICH OHNE WIR AUS DER OHNEMICHWELT (1996)) über den Shakespeare-Klassiker  (ALL THE WORLD IS A STAGE (1999)) und die Butoh-Performance (WIR SIND SOLCHER ZEUGS WIR DER ZU TRÄUMEN (1999)) bis hin zu einem Zwei-Personen-Musical (UP AND DOWN (2000)).   HERAUSFORDERUNG INDIVIDUALITÄT Ästhetisch verbindend in den Arbeiten dieser ersten Phase war das Spannungsfeld zwischen dem Versuch, die Einzigartigkeiten möglichst vieler Ensemblemitglieder zur Geltung zu bringen, der Bejahung einer gewissen Anarchie auf der Bühne, die sich nicht zuletzt in einer Auswahl hochgradig «unangepasster» Schauspieler*innen äussert, und oft eher konventionellen Stoffen und formalen Rahmen, die erst einmal überhaupt «Geldgeber und die Öffentlichkeit interessieren» sollten für diese ungewohnte Art von Theater (vgl. Bugiel/Elber (Hg.): «Der einzige Unterschied zwischen uns und Salvador Dalí ist, dass wir nicht Dalí sind», Berlin: Theater der Zeit, 2014, S. 437). Doch mehr und mehr suchte Elber nach einem Weg, die Besonderheiten der Schauspieler*innen «nicht bloss [zu] benutzen fürs konventionelle Theater, sondern [zu] unterstützen und [mit ihrer Hilfe] neue Sichtweisen und Hörweisen [zu] erzeugen» (vgl. Bugiel/Elber (Hg.): «Der einzige Unterschied zwischen uns und Salvador Dalí ist, dass wir nicht Dalí sind», Berlin: Theater der Zeit, 2014, S. 462). Die Suche mündete 2000 in der «Nullimprovisation» DIE LUST AM SCHEITERN, die bis heute im Repertoire des Theaters steht und von Elber ab da als «Essenz meiner HORA-Philosophie» bezeichnet wurde. Neben insgesamt 16 verschiedenen Theater-, Tanz-, Musikprojekten, Modenschauen und Performances, darunter 13 unter Elbers Leitung oder Co-Leitung, veranstaltete das Theater zwischen 1993 und 2002 auch vier Kunstausstellungen und 5 Theaterfestivals (davon vier  international).